Ebenerdige Dusche statt Wanne: So gelingt das Upgrade im Bestand
- Julian S.

- 25. Nov.
- 4 Min. Lesezeit

Ebenerdge Duschen sind das Update, das viele Bestandsbäder auf einen Schlag moderner, großzügiger und komfortabler macht. Der Wannenrand verschwindet, der Boden läuft durch, der Einstieg wird leicht – und ganz nebenbei steigt meist auch der Wert der Immobilie.
Die entscheidende Frage im Bestand: Lässt sich die alte Badewanne wirklich einfach gegen eine bodengleiche Dusche tauschen – oder steckt der Teufel im Detail? Genau darum geht es in diesem Beitrag.
Warum von der Wanne zur bodengleichen Dusche wechseln?
Eine ebenerdige Dusche ist mehr als nur ein Designtrend:
Komfort: Kein hoher Rand, kein Klettern über die Wanne – angenehmer Einstieg auch mit Kindern, Gepäck oder Einschränkungen.
Barrierearmut: Wichtiger Baustein für altersgerechtes Wohnen und Wohnungen mit breiterer Zielgruppe.
Raumgefühl: Durchgehend gefliester Boden lässt selbst kleine Bäder größer wirken.
Pflegeleichtigkeit: Weniger Kanten, Fugen und Silikon, die gereinigt und gewartet werden müssen.
Wertsteigerung: Moderne, barrierearme Bäder sind stark nachgefragt – bei Vermietung wie beim Verkauf.
Ist eine ebenerdige Dusche in jedem Bad möglich?
In sehr vielen Bädern ja, aber nicht immer zu 100 % bündig mit dem restlichen Boden. Entscheidend sind:
Bauart des Gebäudes (Mehrfamilienhaus, Einfamilienhaus)
Deckenaufbau (Betondecke, Holzbalkendecke)
vorhandene Estrichhöhe
Lage und Höhe des bestehenden Abflusses
Wenn die Aufbauhöhe nicht reicht, lässt sich oft eine „fast ebenerdige“ Lösung mit nur geringem Absatz realisieren. Wichtig ist, dass Funktion, Entwässerung und Abdichtung Vorrang vor einer erzwungenen Optik haben.
Technische Grundlagen: Gefälle, Ablauf, Abdichtung
Damit eine bodengleiche Dusche dauerhaft funktioniert, müssen drei Punkte sauber geplant werden:
Gefälle
Der Duschbereich braucht ein Gefälle zum Ablauf, meist ca. 2–3 % (2–3 mm pro Meter). Ohne Gefälle bleibt Wasser stehen oder läuft in den Rest des Bades.
Ablaufvarianten
Punktablauf: Klassischer Bodenablauf, meist mittig oder seitlich im Duschfeld. Die Fliesen werden zulaufend zugeschnitten.
Duschrinne: Längliche Rinne an Wand oder Eingang, optisch reduziert und gut mit großformatigen Fliesen kombinierbar.
Duschboard: Vorgefertigtes Element mit integriertem Gefälle und Ablauf, das in den Boden eingelassen wird.
Abdichtung
Der komplette Nassbereich muss nach aktueller Norm abgedichtet werden. Typisch sind Verbundabdichtungen aus Dichtanstrich oder -bahn, ergänzt durch Dichtmanschetten am Ablauf sowie Dichtbänder in Ecken und Anschlüssen. Fehler an dieser Stelle führen später zu Feuchte- und Schimmelschäden – oft zuerst in der darunterliegenden Wohnung.
Voraussetzungen im Bestand prüfen
Vor dem Umbau von Wanne zu Dusche steht die Bestandsaufnahme. Wichtige Punkte:
Aufbauhöhe: Reicht die Estrichhöhe aus, um Duschboard, Ablauf und Gefälle unterzubringen?
Abflussanbindung: Kann der Ablauf mit ausreichendem Gefälle an den bestehenden Fallstrang angeschlossen werden?
Deckenaufbau: Bei Holzbalkendecken sind Schall-, Brand- und Feuchteschutz besonders sensibel.
Schallschutz: Geräusche von Schrittbelastung und fließendem Wasser dürfen nicht unverhältnismäßig in Nachbarwohnungen übertragen werden.
Untergrund: Risse, Hohllagen und vorhandene Feuchtigkeit müssen vor dem neuen Aufbau beseitigt sein.
Je genauer diese Punkte geklärt sind, desto weniger Überraschungen bringt die Baustelle.
Umbau von Wanne zu ebenerdiger Dusche: Ablauf in der Praxis
Planung und Konzeption
Aufmaß des bestehenden Bades
Klärung der Leitungsführung und Abflusslage
Auswahl des Systems (Punktablauf, Rinne, Duschboard)
Entscheidung über Glasabtrennung und Armaturen
Rückbau der alten Wanne
Demontage von Wanne, Verkleidung und Armaturen
Freilegen des Abflusses und Prüfung des Zustands
Fachgerechte Entsorgung der Altmaterialien
Anpassung von Abfluss und Leitungen
Neuverlegung oder Anpassung des Abflussrohres mit ausreichendem Gefälle
Ggf. Umsetzen von Warm- und Kaltwasserleitungen für die neue Armaturenposition
Druckprobe bzw. Dichtigkeitsprüfung der Leitungen
Einbau von Duschboard oder Bodenaufbau
Herstellen eines tragfähigen, ebenen Untergrunds
Einlassen des Duschboards oder Ablaufelements in den Bodenaufbau
Kontrolle der späteren Oberkante: möglichst bündig mit dem umlaufenden Boden oder nur minimal erhöht
Abdichtung und Fliesenarbeiten
Aufbringen der Verbundabdichtung im gesamten Duschbereich
Saubere Einbindung des Ablaufs mit Manschetten und Dichtbändern
Verlegung der Bodenfliesen mit Gefälle zum Ablauf
Auswahl einer rutschhemmenden Oberfläche (z. B. R-Klassifizierung beachten)
Glasabtrennung und Ausstattung
Montage von feststehender Glaswand, Pendel- oder Schiebetür oder offener Walk-in-Lösung
Einbau von Unterputz- oder Aufputzarmaturen, Kopf- und Handbrause
Feinjustierung der Beschläge und Dichtprofile
Funktionsprüfung und Übergabe
Probedusche mit hohem Wasserdurchfluss
Kontrolle der Wasserführung: läuft alles sauber zum Ablauf, ohne Pfützen oder Überschwemmung?
Check der Silikonfugen, Anschlüsse und sichtbaren Bauteile
Kostenrahmen: Womit ist realistisch zu rechnen?
Die Bandbreite ist groß und hängt von mehreren Faktoren ab:
Größe des Duschbereichs
Aufwand für Rückbau und Leitungsanpassungen
Wahl des Duschsystems (Standardboard vs. Designrinne)
Glasabtrennung (einfache Lösung vs. rahmenlose Maßanfertigung)
Fliesenformat und Verlegemuster
Regionale Handwerkerpreise
Als grobe Orientierung bewegen sich einfache Umbauten oft im unteren vierstelligen Bereich. Hochwertige Lösungen mit großformatigen Fliesen, Designarmaturen und maßgefertigter Glasabtrennung liegen entsprechend höher. Entscheidend ist ein konkretes Angebot auf Basis einer sorgfältigen Bestandsaufnahme.
Typische Fehler bei der Nachrüstung
Immer wieder auftretende Problemstellen im Bestand:
Zu wenig Aufbauhöhe: Es wird versucht, unbedingt eine „perfekt bündige“ Dusche zu bauen, obwohl die Höhe nicht reicht – Folge sind mangelndes Gefälle oder stehendes Wasser.
Schwache Abdichtung: An Abdichtungsarbeiten zu sparen, rächt sich mit Feuchteschäden und Streit mit Nachbarn oder Mietern.
Falsche Fliesenwahl: Glatte, polierte Fliesen im Duschbereich erhöhen die Rutschgefahr erheblich.
Vernachlässigter Schallschutz: Falsch entkoppelte Aufbauten führen zu hörbaren Tritt- und Fließgeräuschen.
Ungünstige Dimensionierung: Zu schmale Dusche oder unpraktisch gesetzte Glaswand schränken die Bewegungsfreiheit ein.
Sonderfall Mietwohnung und WEG
Bei Mietwohnungen und Eigentum in einer WEG kommen rechtliche Fragen dazu:
Mieter: Der Tausch von Wanne zu Dusche ist eine bauliche Veränderung und muss mit dem Vermieter abgestimmt werden. In Einzelfällen kann eine barrierearme Dusche als Maßnahme zur Verbesserung der Nutzbarkeit begründet werden.
Wohnungseigentümergemeinschaft: Eingriffe in Estrich, Leitungen oder Schallschutz können zustimmungspflichtige bauliche Veränderungen sein. Beschlüsse und Protokolle sollten sauber dokumentiert werden.
Nachweis der Ausführung: Pläne, verwendete Abdichtungssysteme und Rechnungen sollten geordnet abgelegt werden – hilfreich bei späteren Verkäufen oder Schadensfällen.
Fazit: Ebenerdige Dusche als sinnvolles Upgrade im Bestand
Der Umbau von der Badewanne zur ebenerdigen Dusche ist in vielen Bestandsbädern realistisch umsetzbar – und oft ein spürbarer Mehrwert für Alltag und Immobilie.
Wesentlich sind:
gründliche Bestandsaufnahme statt Schnellschuss
technisch saubere Lösung (Gefälle, Ablauf, Abdichtung, Schallschutz)
passende Materialien mit guter Rutschhemmung
realistische Budgetplanung
Wenn diese Punkte stimmen, wird aus einem in die Jahre gekommenen Wannenbad ein modernes, komfortables Duschbad, das optisch überzeugt, im Alltag funktioniert und die Immobilie langfristig aufwertet.



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